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Louis und ich in einer Kneipe |
Salut aus dem immer noch sehr heißen Tenkodogo ins – wie ich so mitkriege – bitterkalte Deutschland! Mittlerweile bin ich schon sechs Wochen hier in Burkina und drei Viertel meines Aufenthaltes sind schon rum. Ihr erinnert euch sicher, dass die fünfte Woche mit Ouaga und Kermesse sehr voll und anstrengend war. Deshalb bin ich froh, dass ich die vergangene Woche ein bisschen nutzen konnte, um mich zu erholen und die letzten Tage meiner Zeit in Afrika zu planen. Doch lest und seht selbst, was ich so erlebt habe!
Montag,
28. November: Tag 1 nach der wirklich wunderbaren, aber
auch anstrengenden Kermesse. Vormittags hatte ich auf der Arbeit nochmal ein
bisschen was für den Vertrag zwischen dem Freundeskreis Hofheim-Tenkodogo e.V.
und OCADES zu tun, der nun endlich unterschrieben werden kann. Danach habe ich
das Angebot von Abbé Denis gerne angenommen und bin am Nachmittag daheim
geblieben und habe ein bisschen Schlaf nachgeholt. Man hat mir meine Müdigkeit
wohl ziemlich angesehen. :D Abends war ich wie fast immer mit Paul essen und
habe ihm meine Wäsche mitgegeben, die seine Frau gemeinsam mit einer jungen
Frau, die in ihrem Haus mithilft, für mich waschen werden. Ein großes
Dankeschön dafür!
Dienstag, 29. November: Am Vormittag sind vier Ordensschwestern aus Niger gekommen (laut Human Development Index das am wenigsten entwickelte Land der Welt), die eine lange Reise in einem wackligen Bus auf sich genommen hatten, um sich die OCADES-Projekte im Bereich der inklusiven Bildung anzuschauen. Sie sind gerade dabei inklusive Bildungsprojekte in Niger zu initiieren und haben sich bei uns Infos und Ratschläge geholt. Alle Mitarbeiter_innen von OCADES und die Schwestern versammelten sich also im Versammlungszimmer und stellten sich einander vor. Abbé Denis stellte zudem das Secrétariat Executif Diocésan (SED) von OCADES in Tenkodogo, also meine Arbeitsstelle, vor. Das war auch für mich sehr interessant. So betreut das SED 9 Gemeinden in zwei Provinzen. Insgesamt gibt es ca. 80 Mitarbeiter_innen, die größtenteils auch direkt vor Ort in den Gemeinden eingesetzt sind. Nach dem Gespräch hatte ich wenig zu tun und bin deshalb am Nachmittag mit Sinare Mitbringsel usw. einkaufen gewesen. Ich habe auch neue Schuhe (Sebago Docksides) gekauft. Diese Kosten bei uns über 100 Euro, hier habe ich sie für knapp 20 Euro bekommen. Es hat sich für mich also ziemlich gelohnt. Wenn ich aber allgemein die Preise mit unseren in Europa vergleiche, stelle ich nur im Bereich alltäglicher Dinge einen Unterschied fest. Also zum Beispiel bei Gemüse, Obst und Brot. Bei „Luxusgütern“ (z.B. Mobiles Internet, Benzin oder Bier), die sich nicht jede_r leisten kann, gibt es dagegen fast keinen Unterschied. Das Wasser der Marke „Lafi“ ist sogar deutlich teurer als Flaschenwasser bei uns.
Mittwoch,
30. November: Vormittags ist ein Abbé gekommen, der
die Brillen, die unser Verein aus Deutschland mitgebracht hat, abgeholt hat. Er
besitzt eine Maschine, mit deren Hilfe die Stärken ausgelesen werden können.
Mit ihm konnte ich kurz sprechen, auf dem Weg nach Ouaga am 17. Dezember werde
ich mit Sinare einen Stopp bei ihm vor Ort machen und mir ein eigenes Bild
machen können. Dann kann ich euch dazu auch mehr berichten. Außerdem habe ich
versucht, die Handys von meinen Kollegen auf Vordermann zu bringen. Das sind
hier oft China-Produkte, die so ähnlich wie die Samsung-Originale aussehen,
aber von der Leistung her sehr schwach sind. Ein interner Speicher von 130 MB
für ein modernes Smartphone reicht einfach nicht, wenn man die Facebook-App (60
MB) nicht auf die SD-Karte verschieben kann… Echte Samsung-Geräte kann sich
hier aber fast niemand leisten, der ein durchschnittliches Einkommen hat.
Donnerstag,
1. Dezember: Heute habe ich meine Kollegin Martine
und die Schwestern nach Garango begleitet. Im Rathaus wurden gemeinsam mit
Vertretern der Stadt Garango, u.a. dem Bürgermeister, Projekte im Bereich der
inklusiven Bildung vorgestellt und diskutiert. Das Projekt von OCADES und der
Stadt in Garango hatte als Ziel mindestens 80 Prozent der Menschen mit
Behinderung und Benachteiligten in soziale Strukturen, also Regelschulen, zu
integrieren. So gibt es in Garango 15.350 Schüler_innen in 47 Schulen, von
denen ca. 700 ein Handicap haben oder benachteiligt sind. Das Projekt wurde 2010
initiiert und mit sieben internationalen Partnern durchgeführt, u.a. auch vom
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und
Light for the world. Es gab drei nationale Partner, u.a. die Stadt Garango und
OCADES. Zunächst wurden der Bedarf ermittelt und sieben Klassen geschaffen, um
die Kinder mit Behinderung oder Benachteiligung auf die Regelschulen
vorzubereiten. Nach der Vorbereitung wurden die Kinder erfolgreich in die
Regelschulen integriert. Das Projekt scheint ein großer Erfolg gewesen zu sein,
was auch dadurch bestätigt wird, dass die Schwestern grade nach Tenkodogo
gekommen sind, um es sich anzugucken. Außerdem habe ich nachgefragt, ob
Inklusion im Rahmen des Projekts auch weitergefasst sei als inklusive Bildung
in Schulen, denn Inklusion endet nach meinem Verständnis nicht nach der Schule,
sondern betrifft alle Gesellschaftsbereiche. Martine antwortete, dass sich
Inklusion im Rahmen dieses Projekts zwar auf schulische Bildung beschränkt
habe, jedoch betreibt OCADES in Garango eine Stelle, die auch Ältere wieder auf
die Integration in die Gesellschaft vorbereitet. Nach der Präsentation des
Projekts in Garango stellten die Schwestern ihr Projekt in Niger vor. Sie bauen
dort inklusive Grundschulen, sind aber noch ganz am Anfang und wollen ihr Engagement
noch ausweiten. OCADES und die Stadt gaben dann noch Ratschläge, die bei der
Umsetzung der Projekte zu beachten seien.
Freitag,
2. November: Mit Martine und den Schwestern habe ich
die Schule St. Vincent de Paul besucht; die Schule, in der ich in der nächsten
Woche mithelfen werde. Wie ich schon berichtet habe, ist es eine inklusive
Grundschule (bis zur sechsten Klasse), die Kinder mit Sehbehinderung auf die
Regelschulen zunächst vorbereitet (Klassen 1-3) und dann integriert. Nach der
Arbeit habe ich mich noch mit Louis getroffen, wir sind ein Bier trinken
gewesen. Dabei haben wir festgestellt, dass wir Kollegen sind. Er ist
Stadtveordneter in Tenkodogo (conseil municipal) und ich in Hofheim.
Samstag,
3. Dezember: Am Samstag, meinem ersten freien Tag
nach langer Zeit, bin ich mit heftigen Magen-Darm-Problemen aufgewacht, die
mich leider auch den ganzen Tag dazu zwangen, im Bett zu bleiben. Es lag wohl
an nicht gut zubereitetem Hackfleisch, das ich am Donnerstag gegessen hatte. Paul
hat mir nach dem Gottesdienst, in den ich eigentlich auch gehen wollte, Essen
vorbeigebracht, danach ging es mir schon deutlich besser.
Sonntag,
4. Dezember: Die Magen-Darm-Probleme waren heute zum Glück schon wieder rum.
Das liegt wohl daran, dass ich mittlerweile an das Essen hier gewöhnt bin.
Hätte ich dieses Hackfleisch in der ersten Woche gegessen, hätte mich das viel
länger aus der Bahn geworfen. Ich war bei Paul und seiner Familie zum Essen,
das sehr lecker war, eingeladen. Danach hörte ich das Spiel der SGE in Augsburg
(achtes Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage!) im Radio. Abends brachten mir
Paul und Denise, seine Frau, noch ein Paket neue Wasserbeutel, die ich immer noch nicht
mit meinem Moped transportieren kann. Nochmal vielen Dank! :)
Ihr seht, die vergangene Woche war nicht besonders
voll. Darüber bin ich aber sehr froh. Ich konnte genug Kraft für die letzten
zwei Wochen tanken! In denen habe ich noch viel für den Freundeskreis
Hofheim-Tenkodogo zu tun. In der nächsten Woche werde ich den Ansprechpartner
des Vereins im Rathaus und den Bürgermeister von Tenkodogo treffen. In der
achten und letzten Woche werde ich zudem das Maison de la Femme und die Schulen
in Gorgou und Goursampa besuchen. Außerdem werde ich drei Workshops im Deutschunterricht
von Paul anbieten. Das wird sicher spannend! Ich freue mich auf die letzten
beiden Wochen, die jetzt noch bevorstehen. Sie werden sicher wie im Flug
vergehen!
Viele Grüße aus Tenkodogo
Jonas
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