Montag, 12. Dezember 2016

Die siebte Woche: St. Vincent de Paul, Workshop und Ausflüge

Mein bisheriges Highlight in Burkina:
Workshop am Lycée municipal
Bonjour, ihr lieben Leser_innen! Schon wieder ist eine abwechslungsreiche Woche rum. Ich habe viel erlebt und gelernt. Wie immer möchte ich euch die Tage einzeln vorstellen. Viel Spaß beim Lesen!

Montag, 5. November: Heute begann mein Praktikum (mon stage) in der Grundschule St. Vincent de Paul, die auch von der katholischen Kirchengemeinde in Tenkodogo betrieben wird. Zu Beginn sprach ich mit meinem Chef, Abbé Lucien, der mir verriet, dass es insgesamt zehn Klassen gibt. Davon sind sechs Regelschulklassen und vier auf die Regelschule vorbereitende Klassen für sehbehinderte Kinder. Insgesamt werden 395 Kinder unterrichtet, pro Regelschulklasse sind das ungefähr 65 Kinder. Ich erfuhr zudem, dass die Unterrichtszeiten von 7.30 Uhr bis 12 und 15 bis 17 Uhr sind. Die  Mittagspause dauert also drei Stunden, was mir sehr gut tat, da mir die Pause bei OCADES in den Wochen zuvor (1 Stunde) immer zu kurz war. Wir begannen mein Praktikum mit einer Vorstellung in allen Klassen. Ich stellte mich den Schüler_innen und Lehrer_innen vor und merkte schnell, dass ich mich hier sehr wohl fühlen würde. Die Kinder freuten sich sehr auf die gemeinsame Zeit.

Die CP1 lernt den Unterschied zwischen
"Chambre" und "Veranda"
Dann begann ich meinen Einsatz in der CP1 (so heißt hier die erste Klasse) für Kinder mit Sehbehinderung. Die acht Kinder in der CP1 sind seit Oktober in der Schule und stehen somit noch ganz am Anfang. Es gibt einen Lehrer, der ebenfalls blind ist und eine Lehrerin, die keine Beeinträchtigung hat. Vormittags sollten die Kinder zunächst das „E“ der Braille-Schrift schreiben. Das ist der Grundbuchstabe. Ich versuchte mich auch mal daran und merkte schnell, dass die Schrift alles andere als einfach ist. Danach lernten die Kinder, wie man mit dem Blindenstock geht. Das Lernen in der ersten Klasse ist insgesamt sehr spielerisch und das Leistungsgefälle der Schüler_innen sehr hoch. Während einige schnell lernen, sind manche durch weitere Beeinträchtigungen sehr langsam. Das macht es für die Lehrerin und den Lehrer ziemlich schwer.

Die CP2 liest im Braille-Textbuch
Dienstag, 6. November: Den heutigen Tag verbrachte ich wieder in der CP1. Nach dem für alle Kinder obligatorischen Gebet machten die Kinder mit den Lehrern draußen ein bisschen Sport. Danach waren wir mit den Kindern in der Schule unterwegs, um ihnen die Namen der verschiedenen Räume in einem Haus nicht nur zu erklären sondern direkt erfahrbar zu machen.

Um 10 Uhr musste ich dann kurz in die Stadt, wo ich gemeinsam mit Paul für unseren Verein Freundeskreis Hofheim-Tenkodogo ein Gespräch mit unserem Ansprechpartner der Stadt Tenkodogo, Issa Naré, führte. Dabei ging es um unsere Projekte in der Zukunft, z.B. den Bau der Grundschulerweiterung in Goursampa.

Nachmittags kehrte ich zurück in die Schule, wo wir mit den Kindern die Namen der Räume in einem Haus wiederholten. Außerdem durfte ich mich zum ersten Mal als Lehrer probieren. Ich leitete die Einheiten „Ecriture“ (Schreiben) und „le trie“ (das Trennen). Beim trie wird den Kindern eine Getreidemischung gegeben und sie müssen mit ihren Fingern die kleinen Hirsekörner herausfiltern. Das macht man, um sie für das Lesen der sehr diffizilen Braille-Schrift zu sensibilisieren.

Die CP2 beim Sport
Mittwoch, 7. November: Heute habe ich mir die CP2, also die zweite Klasse, für Kinder mit Sehbehinderung angeschaut. Zu Beginn der ersten Stunde war die Lehrerin einfach mal ohne etwas zu sagen, eine Dreiviertelstunde weg und ich versuchte – so gut es ging – die Kinder zu beschäftigen. Ich habe mit ihnen im Lesebuch gelesen, das hat gut funktioniert. Als die Lehrerin dann wiederkam, stand eine Klassenarbeit auf dem Programm, die aus einem Diktat und Rechnen bestand. Die Lehrerin erklärte mir, dass das die gleiche Klausur sei, die auch die CP2 der Regelschule schreibt. Sehr bemerkenswert! Nach der Klausur wurde ein Feldbett geholt und die Kinder lernten die unterschiedlichen Bezeichnungen für Schlafplätze. Bett, Teppich (ja, die Kinder schlafen hier auf dünnen Bast-Teppichen) usw. Dann war es irgendwann Mittag und ich erfuhr, dass der Mittwochnachmittag immer frei sei – Hurra!

Die Schule bei Sonnenuntergang
Donnerstag, 8. Dezember: Den Vormittag verbrachte ich wieder in der CP2. Der Tag wurde begonnen mit etwas Sport. Dann kamen Verantwortliche des Staates Burkina Faso, die eine neue Lernmethode für Kinder mit Sehbehinderung ausprobierten. Ich habe nichts von der Durchführung verstanden, da kann ich euch leider nicht viel mehr zu sagen. In der Nachbesprechung kam aber raus, dass die Methode gut funktioniert hat.😀 Was mir schon häufiger aufgefallen war, zeigte sich auch hier: Auch Personen in höheren Stellungen rülpsen und spucken, wie es ihnen beliebt. Für unsere Verhältnisse eine echte Unart.

In der Mittagspause traf ich meine Kollegen von OCADES. Zusammen waren wir beim Schneider und haben meine Maße nehmen lassen. Die Schwestern aus dem Niger hatten mir in der letzten Woche nämlich Stoff dagelassen und Abbé Denis lässt mir als Geschenk daraus jetzt ein Hemd und eine Hose schneidern.

Plastikmüll auf der Straße wird nicht entsorgt, sondern
verbrannt. Das sieht man hier überall. Grüße gehen raus
an die Gesundheit der Kinder, die den Dampf einatmen.

Nachmittags war ich dann in der CE1 für Kinder mit Sehbinderung, also der dritten Klasse. Hier war bereits ein großer Unterschied zur CP2 zu erkennen. Die Kinder hatten im vergangen Jahr augenscheinlich viel gelernt. Mittlerweile können sie Braille fehlerfrei und fließend lesen und schreiben. Wie in der CP2 mussten die Kinder auch hier eine Prüfung machen, in den Bereichen Lesen und Singen.

Nach der Schule war ich bei Louis und seiner Familie und habe gelernt, wie man Bissap herstellt. Das ist ein süßes Getränk aus Sauerampfer. Es ist einfach herzustellen und schmeckt lecker. Bringe ich mit nach Deutschland!

Abends war ich dann mit Paul essen. Es stellte sich heraus, dass alle Schulen in der kommenden Woche bestreikt werden. Deshalb mussten wir kurzerhand unsere Besuche in den Schulen in Goursampa und Gourgou für den Verein und meinen Workshop in Pauls Deutschunterricht auf den Freitag vorziehen. Deshalb hatte ich noch den ganzen Abend mit der Vorbereitung der Treffen und des Workshops zu tun.

Brunnen von Goursampa. Im Hintergrund der Schulgarten.
Freitag, 9. November: Paul und ich starteten am frühen Morgen mit seinem Moped nach Goursampa. Wir trafen uns dort mit dem Schulleiter und schauten uns die Projekte des Freundeskreises an. Alles läuft soweit gut: Der Garten blüht, der Brunnen funktioniert einwandfrei. Leider kann in der Kantine derzeit nicht gekocht werden, da der Staat keine Lebensmittel liefert, obwohl er das seit knapp drei Monaten versprochen hat. Unfassbar. Die Kinder müssen deshalb dann zum Mittagessen heimgehen und kommen dann müde und mit Verspätung zum Nachmittagsunterricht.

Nach unserem Ausflug nach Goursampa kehrten wir nach Tenkodogo zurück und fuhren zum Lycée municipal, also dem städtischen Gymnasium. Dort leitete ich dann im Deutschunterricht des Abi-Jahrgangs (la terminale) meinen Workshop. Zunächst lasen und übersetzten wir zusammen den Text von „Wir sind groß“ von Mark Forster. Dann hörten wir das Lied und ich brachte ihnen den Refrain bei, den wir dann gemeinsam sagen. Die Schüler_innen fanden das Lied überragend! (Mir wurde erzählt, dass bereits am Nachmittag ein Schüler das Lied irgendwie auf sein Handy geladen hatte und es dann per Bluetooth in der Klasse rumging.) Danach erzählte ich ihnen etwas von der deutschen Art, Weihnachten und Silvester zu feiern. Am Ende blieb eine halbe Stunde für Fragen zu Deutschland. Sie stellten viele Fragen zu unterschiedlichsten Themen und dann waren die zwei Stunden plötzlich schon rum. Wir hätten noch ewig weiterreden können und keine_r hatte nach einer Pause verlangt. Es war einfach großartig. Sicherlich mein bisheriges Highlight hier in Burkina! Paul beglückwünschte mich danach und sagte, es sei „formidable“ gewesen. Er hätte niemals gedacht, dass es so gut wird. Diese zwei Stunden waren einfach ein tolles Gefühl und ich werde sie so schnell nicht mehr vergessen. Die Welt ist klein und wir sind groß. Gibt es ein passenderes Motto?

Die Abi-Klasse im Lycée Municipal und ich

Nachdem wir das Gymnasium verlassen hatten, fuhren wir nach Gourgou an die dortige Grunschule. Zunächst redeten wir mit dem Schulleiter, dann guckten wir uns den neu angelegten Schulgarten an. Danach ging es zurück nach Tenkodogo.

Nachmittags war ich dann wieder in der Schule St. Vincent de Paul, diesmal in der CM2, also der sechsten Klasse. Die Kinder hier sind auf einem sehr guten Niveau und es war erstaunlich, wie gut der Lehrer 65 Schüler_innen im Griff hatte. Kurz vor 17 Uhr ist der Lehrer dann gegangen, weil er irgendwo hin musste und ich war plötzlich alleine mit den Schüler_innen. 65 gegen einen, das war unfair.😉 Ich versuchte ihre Fragen zu beantworten und ihnen etwas Deutsch beizubringen, aber wurde belagert und alle schrien durcheinander. Zum Glück will ich nie Lehrer werden. :D

Grundschule von Goursampa. Rechts neben der Fahne will
unser Verein eine Schulerweiterung bauen.

Nachdem ich abends mit Paul essen war und wir uns nochmal froh über diesen Tag ausgetauscht hatten, hörte ich abends die Eintracht (und schon wieder ungeschlagen SGE!) im Internetradio und fiel müde und zufrieden ins Bett.

Samstag, 10. Dezember: Endlich wieder ein freier Tag! Ich war den ganzen Tag zuhause, habe gelesen und Bundesliga gehört – Erholung pur. Abends habe ich es endlich zum ersten Mal in die Messe hier in Tenkodogo geschafft, die mir sehr gut gefallen hat! Langsam werde ich etwas neidisch, wenn ich mir unsere Gottesdienste in Deutschland angucke.

Ortseingang Gourgou
Sonntag, 11. Dezember: Nationalfeiertag in Burkina! 1960 erlangte das Land an diesem Tag die Unabhängigkeit von Frankreich. Aus diesem Grund bin ich morgens um 6.30 Uhr mit Sinaré und Bayala von OCADES nach Ouargaye, einer Stadt 50 Kilometer von Tenkodogo, gefahren. Dort fanden die Feierlichkeiten der Region Centre-Est, der auch Tenkodogo angehört, statt. Zunächst hielt der Gouverneur eine Rede (klassische langweilige Feiertagsrede), dann wurden verdiente Burkinabé ausgezeichnet. Unter anderem auch Issa Naré, mit dem ich am Dienstag noch gesprochen hatte. Danach fand eine Parade des burkinischen Militärs statt, aber auch Schulen und Organisationen aus Ouargaye liefen mit. Das ganz erinnerte ein bisschen an einen Fassenachts-Umzug, nur leider wurden keine Süßigkeiten geworfen. Nachmittags waren wir dann wieder zurück und ich nutzte den Rest des Tages, um mich auszuruhen.

Uuund Marsch: Nationalfeiertag in Ouargaye

Fazit zur Woche: Was eine volle Woche! Das Praktikum bei St. Vincent de Paul war insgesamt wohl etwas zu kurz. Dennoch war es ein toller Einblick in das Bildungssystem Burkinas und da ich nicht Lehrer werden will, ist die Kürze so auch in Ordnung. Ich konnte viel mithelfen und es hat Spaß gemacht, mich als Lehrer zu beweisen. Schade war, dass ich während der Prüfungswoche des ersten Trimesters im Schuljahr da war und deshalb auch hin und wieder nur rumsaß. Schwierig für die Schüler_innen ist sicherlich, dass der Unterricht auf Französisch gehalten wird, obwohl Mooré ihre Muttersprache ist. Da kann man in Mitteleuropa schon froh sein, dass das bei uns anders ist. Die Ausflüge nach Goursampa, Ouargaye und Gourgou, aber insbesondere auch der Workshop am Gymnasium machten diese Woche insgesamt zu einer unvergesslichen Zeit. Danke, dass ich das erleben durfte!

Jetzt ist es noch eine Woche, bis ich in den Flieger zurück nach Deutschland steige. Ich freue mich auf daheim, werde mein Leben hier aber sicher auch vermissen. Ich freue mich, euch alle wiederzusehen!

Bis dahin eine schöne vorweihnachtliche Zeit
euer Jonas

Sonntag, 4. Dezember 2016

Die sechste Woche: Kraft tanken fürs Finale

Louis und ich in einer Kneipe

Salut aus dem immer noch sehr heißen Tenkodogo ins – wie ich so mitkriege – bitterkalte Deutschland! Mittlerweile bin ich schon sechs Wochen hier in Burkina und drei Viertel meines Aufenthaltes sind schon rum. Ihr erinnert euch sicher, dass die fünfte Woche mit Ouaga und Kermesse sehr voll und anstrengend war. Deshalb bin ich froh, dass ich die vergangene Woche ein bisschen nutzen konnte, um mich zu erholen und die letzten Tage meiner Zeit in Afrika zu planen. Doch lest und seht selbst, was ich so erlebt habe!

Montag, 28. November: Tag 1 nach der wirklich wunderbaren, aber auch anstrengenden Kermesse. Vormittags hatte ich auf der Arbeit nochmal ein bisschen was für den Vertrag zwischen dem Freundeskreis Hofheim-Tenkodogo e.V. und OCADES zu tun, der nun endlich unterschrieben werden kann. Danach habe ich das Angebot von Abbé Denis gerne angenommen und bin am Nachmittag daheim geblieben und habe ein bisschen Schlaf nachgeholt. Man hat mir meine Müdigkeit wohl ziemlich angesehen. :D Abends war ich wie fast immer mit Paul essen und habe ihm meine Wäsche mitgegeben, die seine Frau gemeinsam mit einer jungen Frau, die in ihrem Haus mithilft, für mich waschen werden. Ein großes Dankeschön dafür!


Ein kleiner Gast in meinem
Zimmer

Dienstag, 29. November: Am Vormittag sind vier Ordensschwestern aus Niger gekommen (laut Human Development Index das am wenigsten entwickelte Land der Welt), die eine lange Reise in einem wackligen Bus auf sich genommen hatten, um sich die OCADES-Projekte im Bereich der inklusiven Bildung anzuschauen. Sie sind gerade dabei inklusive Bildungsprojekte in Niger zu initiieren und haben sich bei uns Infos und Ratschläge geholt. Alle Mitarbeiter_innen von OCADES und die Schwestern versammelten sich also im Versammlungszimmer und stellten sich einander vor. Abbé Denis stellte zudem das Secrétariat Executif Diocésan (SED) von OCADES in Tenkodogo, also meine Arbeitsstelle, vor. Das war auch für mich sehr interessant. So betreut das SED 9 Gemeinden in zwei Provinzen. Insgesamt gibt es ca. 80 Mitarbeiter_innen, die größtenteils auch direkt vor Ort in den Gemeinden eingesetzt sind. Nach dem Gespräch hatte ich wenig zu tun und bin deshalb am Nachmittag mit Sinare Mitbringsel usw. einkaufen gewesen. Ich habe auch neue Schuhe (Sebago Docksides) gekauft. Diese Kosten bei uns über 100 Euro, hier habe ich sie für knapp 20 Euro bekommen. Es hat sich für mich also ziemlich gelohnt. Wenn ich aber allgemein die Preise mit unseren in Europa vergleiche, stelle ich nur im Bereich alltäglicher Dinge einen Unterschied fest. Also zum Beispiel bei Gemüse, Obst und Brot. Bei „Luxusgütern“ (z.B. Mobiles Internet, Benzin oder Bier), die sich nicht jede_r leisten kann, gibt es dagegen fast keinen Unterschied. Das Wasser der Marke „Lafi“ ist sogar deutlich teurer als Flaschenwasser bei uns.


Polizei macht Frühsport auf der Hauptstraße
Mittwoch, 30. November: Vormittags ist ein Abbé gekommen, der die Brillen, die unser Verein aus Deutschland mitgebracht hat, abgeholt hat. Er besitzt eine Maschine, mit deren Hilfe die Stärken ausgelesen werden können. Mit ihm konnte ich kurz sprechen, auf dem Weg nach Ouaga am 17. Dezember werde ich mit Sinare einen Stopp bei ihm vor Ort machen und mir ein eigenes Bild machen können. Dann kann ich euch dazu auch mehr berichten. Außerdem habe ich versucht, die Handys von meinen Kollegen auf Vordermann zu bringen. Das sind hier oft China-Produkte, die so ähnlich wie die Samsung-Originale aussehen, aber von der Leistung her sehr schwach sind. Ein interner Speicher von 130 MB für ein modernes Smartphone reicht einfach nicht, wenn man die Facebook-App (60 MB) nicht auf die SD-Karte verschieben kann… Echte Samsung-Geräte kann sich hier aber fast niemand leisten, der ein durchschnittliches Einkommen hat.

OCADES, Stadt Garango und Schwestern

Donnerstag, 1. Dezember: Heute habe ich meine Kollegin Martine und die Schwestern nach Garango begleitet. Im Rathaus wurden gemeinsam mit Vertretern der Stadt Garango, u.a. dem Bürgermeister, Projekte im Bereich der inklusiven Bildung vorgestellt und diskutiert. Das Projekt von OCADES und der Stadt in Garango hatte als Ziel mindestens 80 Prozent der Menschen mit Behinderung und Benachteiligten in soziale Strukturen, also Regelschulen, zu integrieren. So gibt es in Garango 15.350 Schüler_innen in 47 Schulen, von denen ca. 700 ein Handicap haben oder benachteiligt sind. Das Projekt wurde 2010 initiiert und mit sieben internationalen Partnern durchgeführt, u.a. auch vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und Light for the world. Es gab drei nationale Partner, u.a. die Stadt Garango und OCADES. Zunächst wurden der Bedarf ermittelt und sieben Klassen geschaffen, um die Kinder mit Behinderung oder Benachteiligung auf die Regelschulen vorzubereiten. Nach der Vorbereitung wurden die Kinder erfolgreich in die Regelschulen integriert. Das Projekt scheint ein großer Erfolg gewesen zu sein, was auch dadurch bestätigt wird, dass die Schwestern grade nach Tenkodogo gekommen sind, um es sich anzugucken. Außerdem habe ich nachgefragt, ob Inklusion im Rahmen des Projekts auch weitergefasst sei als inklusive Bildung in Schulen, denn Inklusion endet nach meinem Verständnis nicht nach der Schule, sondern betrifft alle Gesellschaftsbereiche. Martine antwortete, dass sich Inklusion im Rahmen dieses Projekts zwar auf schulische Bildung beschränkt habe, jedoch betreibt OCADES in Garango eine Stelle, die auch Ältere wieder auf die Integration in die Gesellschaft vorbereitet. Nach der Präsentation des Projekts in Garango stellten die Schwestern ihr Projekt in Niger vor. Sie bauen dort inklusive Grundschulen, sind aber noch ganz am Anfang und wollen ihr Engagement noch ausweiten. OCADES und die Stadt gaben dann noch Ratschläge, die bei der Umsetzung der Projekte zu beachten seien.


:)

Freitag, 2. November: Mit Martine und den Schwestern habe ich die Schule St. Vincent de Paul besucht; die Schule, in der ich in der nächsten Woche mithelfen werde. Wie ich schon berichtet habe, ist es eine inklusive Grundschule (bis zur sechsten Klasse), die Kinder mit Sehbehinderung auf die Regelschulen zunächst vorbereitet (Klassen 1-3) und dann integriert. Nach der Arbeit habe ich mich noch mit Louis getroffen, wir sind ein Bier trinken gewesen. Dabei haben wir festgestellt, dass wir Kollegen sind. Er ist Stadtveordneter in Tenkodogo (conseil municipal) und ich in Hofheim.  

Samstag, 3. Dezember: Am Samstag, meinem ersten freien Tag nach langer Zeit, bin ich mit heftigen Magen-Darm-Problemen aufgewacht, die mich leider auch den ganzen Tag dazu zwangen, im Bett zu bleiben. Es lag wohl an nicht gut zubereitetem Hackfleisch, das ich am Donnerstag gegessen hatte. Paul hat mir nach dem Gottesdienst, in den ich eigentlich auch gehen wollte, Essen vorbeigebracht, danach ging es mir schon deutlich besser.

Sonntag, 4. Dezember: Die Magen-Darm-Probleme waren heute zum Glück schon wieder rum. Das liegt wohl daran, dass ich mittlerweile an das Essen hier gewöhnt bin. Hätte ich dieses Hackfleisch in der ersten Woche gegessen, hätte mich das viel länger aus der Bahn geworfen. Ich war bei Paul und seiner Familie zum Essen, das sehr lecker war, eingeladen. Danach hörte ich das Spiel der SGE in Augsburg (achtes Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage!) im Radio. Abends brachten mir Paul und Denise, seine Frau, noch ein Paket neue Wasserbeutel, die ich immer noch nicht mit meinem Moped transportieren kann. Nochmal vielen Dank! :)


Schüler_innen in St. Vincent de Paul

Ihr seht, die vergangene Woche war nicht besonders voll. Darüber bin ich aber sehr froh. Ich konnte genug Kraft für die letzten zwei Wochen tanken! In denen habe ich noch viel für den Freundeskreis Hofheim-Tenkodogo zu tun. In der nächsten Woche werde ich den Ansprechpartner des Vereins im Rathaus und den Bürgermeister von Tenkodogo treffen. In der achten und letzten Woche werde ich zudem das Maison de la Femme und die Schulen in Gorgou und Goursampa besuchen. Außerdem werde ich drei Workshops im Deutschunterricht von Paul anbieten. Das wird sicher spannend! Ich freue mich auf die letzten beiden Wochen, die jetzt noch bevorstehen. Sie werden sicher wie im Flug vergehen!

Viele Grüße aus Tenkodogo
Jonas