Montag, 14. Januar 2013

Politikverdrossenheit: Social-media-Zug nicht abfahren lassen!

„Noch nie war die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung größer.“ Ein Satz, den man derzeit überall lesen kann. Leider. Doch anstatt eine weitere Erklärung zu liefern, weshalb immer mehr Menschen politikverdrossen sind (das wurde bereits ausführlich und zu Genüge diskutiert), möchte ich der Politik einen Weg aus dem Sumpf der Umfragewerte bzgl. der Politikverdrossenheit aufzeigen.


Als junger Politikinteressierter geht es mir vermehrt darum, meine Generation für Politik zu begeistern, denn aus unserer Generation sollen später demokratisch gesinnte, selbstständige und hinterfragende Menschen hervorgehen, die unsere Gesellschaft tragen und weiterentwickeln. Ich möchte deshalb an einem Punkt ansetzen, der mir persönlich sehr am Herzen liegt und dessen Fähigkeiten und Chancen, die er mit sich bringt, wir oft vernachlässigen: die social media.


social media wie Facebook oder Twitter sind Kommunikationsmedien, die es den zumeist jüngeren  NutzerInnen erlauben, eigene Meinungen zu vertreten, aber auch mit anderen in Kontakt zu treten. social media werden verstärkt von meiner Generation genutzt. Vor allem Twitter ist dabei frei von Hierarchie, d.h. die Beiträge eines Promis sind ebenso viel Wert wie die eines „Normalos“. Außerdem ist die Möglichkeit, möglichst schnell miteinander zu interagieren, vorhanden, das liegt zum einen daran, dass Tweets nur 140 Zeichen beinhalten dürfen und zum anderen daran, dass es anstatt einer Kommentarfunktion nur die Möglichkeit gibt, mit einem eigenen Tweet zu antworten. Außerdem sind die sog. Hashtags (Verlinkung eines Begriffs, indem man eine Raute (#) davorsetzt) eine fundamentale Errungenschaft, weil sich dadurch viele NutzerInnen mit den gleichen Interessen treffen und über bestimmte Themen ausführlich diskutieren können.


Genau an dieser Stelle sehe ich eine große Chance für die Politik, junge Politikferne für ihre Sache zu begeistern. PolitikerInnen jeglicher Partei-Couleur haben die Möglichkeit der Interaktion mit anderen NutzerInnen via Twitter und Facebook. Man kann diese anderen NutzerInnen nicht nur nach deren Meinungen, Anregungen und Ideen zu bestimmten Sachverhalten und Problemen befragen, sondern hat auch die Möglichkeit, sie aktiv an der eigenen Politik mitarbeiten zu lassen. Eine solche Beteiligungsform von Mitbürgerinnen und Mitbürgern gab es noch nie! Kontraproduktiv ist aber das ausschließliche Posten von Pressemitteilungen, da Pressemitteilungen ein fertiges politisches Produkt darstellen - eine aktive Mitarbeit an politischen Prozessen ist dann nicht mehr möglich. Vielmehr fühlt sich der "einfache" social media-Nutzer ausgegrenzt! 


Oft wird auch die fehlende Transparenz in der Politik als Grund für Politikverdrossenheit genannt. Aus gutem Grund, wenn man mich fragt. Um Transparenz in politischen Prozessen herzustellen, sind auch hier die social media ein hervorragendes Werkzeug. Das haben die Piraten festgestellt, das haben sich aber mittlerweile auch PolitikerInnen (anderer Parteien) zu Herzen genommen.


Eine Demokratie (deutsch: Herrschaft des Volkes) lebt von Bürgerbeteiligung. Jede/r muss die Möglichkeit erhalten, sich an politischen Prozessen beteiligen zu können. Die Politik darf den Social-media-Zug nicht abfahren lassen, sondern muss auf ihn aufspringen. So kann Interesse an Politik geweckt werden. Noch rollt der Zug langsam an, doch schon bald wird er alles überrollen - mit oder ohne die Politik. 

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