Dienstag, 7. Mai 2013

Liebe Parteien, gebt jungen Menschen eine Stimme, denn sie sind die Zukunft!

Die Gesellschaft altert, der demografische Wandel hat eingesetzt und wird sich noch verstärken. Nicht nur die Wirtschaft wird dadurch Probleme bekommen, weil immer weniger Fachkräfte auf den Arbeitsmarkt gespült werden, auch Parteien haben bereits heute mit dieser demografischen Entwicklung zu kämpfen: Immer weniger junge Leute engagieren sich in Deutschland in politischen Jugendorganisationen, geschweige denn in deren Mutterparteien. Das mag mit der Politikverdrossenheit, die oft durch die sich in der Käseglocke befindenden Politik selbst ausgelöst wird, zusammenhängen; allerdings wird es zukünftig auch immer weniger potentielle Interessent*innen geben, da schlicht weniger junge Menschen existieren.

Wie kann man dieses Nachwuchsproblems Herr werden?
Politik (als Sozialdemokrat kann ich freilich nur über meine Erfahrungen innerhalb der SPD berichten) zeichnet sich durch Zusammenarbeit und Zusammenhalt der verschiedenen Generationen innerhalb der Gliederungen (Ortsbezirke, Ortsvereine, Unterbezirke, etc.) der Parteien aus. Es macht mir großen Spaß neben der Tätigkeit bei den Jungsozialisten*innen auch mit Mitgliedern anderer Generationen Konzepte zu entwickeln, Wahlkämpfe zu organisieren und auszuüben. Natürlich gibt es ab und an Differenzen, die dem Altersunterschied geschuldet sind, doch können diese normalerweise schnell beseitigt werden.
Die eigentliche Fragestellung lautet aber, wie man diesen Zusammenhalt, dieses (auch von der Bundes-SPD) vielzitierte WIR-Gefühl, nach außen tragen kann. 

Gute Arbeit der Jusos kann nicht einziger Teil der Werbung junger Mitglieder sein. Junge, politikaffine Menschen brauchen einen bestimmten Anhaltspunkt, der aus der Partei kommen muss, um die letzte Hürde zu nehmen und sich dann ernsthaft politisch zu engagieren.
Aus eigener Erfahrung und vielen persönlichen Gesprächen, weiß ich, dass dieser eine Anhaltspunkt oft nicht existiert. Es handelt sich bei diesem Punkt um das Gefühl, seitens der Partei auch als junger Mensch sofort akzeptiert zu werden, wodurch ein schnelles Wohlgefühl gewährleistet ist.
Es können kleine Faktoren sein, die ein Wohlfühlen verhindern. Patrick Nordhoff etwa erzählte via Twitter, dass es in den letzten sechs Monaten harter Überzeugungsarbeit bedurfte, damit sich sein SPD-Ortsverein nach sechs Monaten endlich für eine eigene Homepage aussprach. Wie sollen junge Menschen, die allesamt Netzbürger*innen sind, bei solcher Rückständigkeit für politische Arbeit begeistert werden?! Oft auch sind Sitzungen jeglicher Art an einen bestimmten „Verhaltens-Kodex“ (bspw. Kleidung, Sprache usw.) gebunden, der junge Menschen dazu zwingen würde sich zu verstellen und somit zu keinem einladenden Rahmen führt (Flo Roos).
Ein weiteres Beispiel ist, dass Neumitglieder in Wahlkämpfen als Plakatkleber*innen und Flyerverteiler*innen „missbraucht“ werden, während diejenigen, die dann später in die kommunalen Parlamente einziehen, ihre Füße hochlegen und sich auf Mitgliederversammlungen für ihren angeblich famosen Wahlkampf feiern lassen. 

Dies ist m.E. einer der größten Knackpunkte an der Mitgliederwerbung: Die Mandate in Kommunalvertretungen werden (normalerweise) von einer überwältigenden Mehrheit älterer Menschen gehalten. Jungen, aufstrebenden Menschen wird also nur sehr beschränkt die Möglichkeit geboten, wirklich Teil wichtiger kommunalpolitischer Entscheidungen zu sein. Politik aber macht man, um etwas zu verändern. Allzu verständlich ist es, dass junge, willige Menschen, die keine Aussicht auf zumindest indirekte (durch Juso-Vertreter*innen) Einflussnahme auf die Kommunalpolitik haben, nicht bereit sind, ihre Freizeit zu investieren. 

Deshalb rate ich allen Parteien, ausdrücklich auch der Sozialdemokratie: 

Nehmt eure Jugend ernst, gebt ihnen das Gefühl akzeptiert zu werden und verleiht ihr in Form von Mandaten angesichts des demografischen Wandels und der wachsenden Politikverdrossenheit eine echte kommunalpolitische Stimme, denn sie ist unser aller Zukunft!

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