Sonntag, 9. November 2014

Kurz notiert (3): Zum Geschenk des Mauerfalls


Hin und wieder erzählen Freund_innen und Verwandte von Ereignissen, die man nicht selbst erlebt hat. Oft kann man durch diese Erzählungen nachempfinden, was diese Situationen den erzählenden Personen bedeuten, was sie empfanden, wie sie fühlten. 

Bei Erzählungen zum Mauerfall ist das anders. Der Fall der Berliner Mauer ist für Menschen, die im geeinten Deutschland aufgewachsen sind, ein nicht greifbares Ereignis.
Meine Generation kann diese Gefühle, die die Menschen vor 25 Jahren hatten, nicht in der selben Art erleben. Denn für die erste Generation des geeinten Deutschlands ist es Alltag, in einem Deutschland zu leben, in dem der Staat nicht versucht, seine Bürger_innen innerhalb der eigenen Grenzen gefangen zu halten. Das Leben in einer echten, westlichen Demokratie ist für meine Generation Normalität. 

Doch all das wäre nicht möglich gewesen, wenn sich vor 25 Jahren nicht Menschen gegen das System der DDR aufgelehnt hätten, wenn sie nicht friedlich für Demokratie eingestanden hätten. Wir verdanken es auch diesen Menschen, dass wir in Europa heute so leben können, wie wir es tun. Es lohnt sich, für Demokratie zu kämpfen, das haben uns diese Menschen vorgemacht. 

Und deshalb ist der Mauerfall von damals ein unermessliches Geschenk, das wir jedes Jahr aufs neue feiern müssen, auch wenn die damals handelnden Personen irgendwann nicht mehr unter uns weilen.

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